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Der Dokufilm mit Stefan Glowacz „Jäger des Augenblicks“ inspiriert mich.
Darin ging es auch sehr um die ganz eigene „Psychologie“, die zu solch Extremleistungen antreibt.

In der Extremsituation ist alles um den Menschen herum nicht mehr als Realität existent, die Grenze zwischen innen und außen, dem Menschen, der das Erlebnis hat und der äußeren Welt existiert nicht mehr. In diesem Augenblick – der Kletterer nennt sich selbst einen Jäger des Augenblicks – gibt es nur noch das Jetzt, keine Zeit. Er erlebt das als die intensivste Form des Seins. Es ist dieses intensive Erleben von Einssein, ein Zustand, in dem er voll da ist, weil extrem fokussiert und konzentriert, und keinerlei „störende“ Gedanken hat. Alles scheint möglich in diesem Zustand, Müdigkeit empfindet er dann nicht mehr.

„Quantenphilosophen“ meinen, dass Gedanken so etwas sind wie im Quantenexperiment der messende Physiker, der damit das Teilchen verändert, und das dann nicht mehr alle Seins-Möglichkeiten hat sondern auf einen Zustand festgelegt wird. Als Produkt des bewussten Verstandes ordnen Gedanken die Welt, beobachten praktisch ständig, was gerade passiert oder in der Vergangenheit war und Zukunft sein wird. Man könnte sagen, dass ständig etwas gemessen wird. Deswegen nerven sie oft ganz schön weil sie uns eben trennen von dem „Jetzt“-Gefühl. Deswegen geht es bei der Meditation darum, jegliche Gedanken abzuschalten.

Könnte man also Menschen, die sich in so einem „Flow-Zustand“ befinden, quantenphilosophisch so betrachten, dass sie sich geistig im „Meer der Möglichkeiten“ befinden? Kein Zeitgefühl, nur Jetzt.

Ich weiß, ich begebe mich auf sehr dünnes Eis – wegen des Sprungs zwischen Mikro- und Makroebene, Geist und Materie.
Aber was ist z.B. mit der Chaostheorie? Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann das Wetter auf der anderen Erdhälfte verändern, heißt es.
Ich denke, man sollte diese Verbindung schon ernsthaft argumentieren dürfen, wenn es schon als Erkenntnis gilt, dass alles mit allem zusammenhängt!

Alles ist in allem – wie bei den Apfelmännchen-Strukturen (Mandelbrot-Menge). Tatsache ist, dass es schon lange wissenschaftliche Modelle gibt, die Geistes- und Naturwissenschaften miteinander verbinden, indem sie „universelle“ Prinzipien beschreiben, die bei Molekülen genauso wirken wie bei Menschengruppen.
Etwa die Kybernetik, oder Selbstorganisation – ein systemtheoretisches Modell, das zigfach von den Naturwissenschaften für die veschiedensten Prozesse herangezogen wird, aber auch von Soziologen verwendet, um soziale Systeme und Beziehungen zu beschreiben.
Und inzwischen sind die Physiker mit der Quantentheorie ums Eck gekommen und kommen auf immer mehr Sachen, die wir mit unseren herkömmlichen Methoden der Naturwissenschaften nicht erklären können.

Zwei Sphären kommen da einander näher, und fragen: Wie hängen Geist und Materie zusammen? Was ist die „Schaltstelle“ zwischen Philosophie und Wissenschaft?
Zwischen Gefühl und Verstand? Wie arbeiten sie zusammen?

Aber welche Rolle spielt das eigentlich noch?
Ob sie quantentheoretisch miteinander verschränkt sind, oder dialektisch miteinander verbunden? Welche Rolle spielt die Interpreation noch, die ich bemühe, um diese Fragen zu beantworten? Wenn die Interpreation ohnehin wieder tausend andere Fragen aufwirft und differenziert, aufsplittet, fragmentiert…?

Wenn ich jetzt als nachdenkender Mensch einfach aufhöre, Fragen zu stellen, also zu „messen“ – was bin ich dann? Was geschieht?
Selbst wenn ich eine Projektion oder Illusion bin, finde ich die Frage berechtigt.
Wenn sich mir KEINE Fragen mehr stellen – sprich, wenn ich aufhöre, nachzudenken über all das – komme ich dann zurück ins „Meer der Möglichkeiten“? In den Möglichkeitsraum der fluktuierenden Quantensuppe? Ist der Film dann zu Ende? Die Projektion hört auf? Nehme ich dann vielleicht erst ganzheitlich wahr?

Jetzt bin ich wieder am Anfang, dort wo der Extremkletterer, am Fels hängend, im Flow-Zustand ist.