Lieber Karl,
nun habe ich endlich die Muße – Momente der Gelassenheit – gefunden, etwas zur Blume des Lebens zu schreiben.
Vor etwa 15 Jahren begegnete mir die Blume des Lebens zum ersten Mal. Genauer gesagt wurde ich zum ersten Mal bewusst auf sie aufmerksam. Dieses Muster von sich überschneidenden Kreisen kannte ich schon aus meiner Kindheit. Geometrie war eins der wenigen Fächer, die in der Schule wirklich mein Interesse weckten. Spielte ich mit einem einen Zirkel auf einem Blatt Papier, entstand ganz natürlich Teile dieses Muster, welches ich viel später als die Blaupause der Schöpfung kennen lernen sollte. Darstellungen dieses Musters sind durch die Geschichte der Menschheit hindurch auf allen Kontinenten zu finden. Was hat nun Menschen aus verschiedenen Kulturen und Zeitaltern dazu bewogen sich mit der Blume des Lebens zu beschäftigen und sie in vielfältiger Form darzustellen?
Die Blume des Lebens, auch als die Sprache der Stille oder die Sprache des Lichtes bezeichnet, ist das zentrale Muster der Heiligen Geometrie. Schauen wir gut 10 Jahre, auf den Beginn dieses Jahrtausends zurück, rief der Begriff Heilige Geometrie bei den meisten Menschen Unverständnis oder Desinteresse hervor. Die tiefere Bedeutung der Blume des Lebens, der platonischen Festkörper, des Goldenen Schnitts oder von Fraktalen waren nur wenigen Interessierten oder Fachleuten bekannt. Heute ist die Blume des Lebens in vielfältiger Form bekannt, die Energie geometrischer Körper wird zur Heilung oder Energetisierung benutzt, Fraktale haben ihren Einzug in Kunst und Technik gefunden.
Was hat nun Geometrie mit heilig zu tun? Geometrie (griechisch geo = Erde und metria = Messung) war im alten Ägypten die Kunst, die Erde zu vermessen. Heilig beinhaltet den Wortstamm heil (engl. = whole), also ganz. Heilige Geometrie betrachtet die Gesetzmäßigkeiten, Proportionen, archetypischen Zahlen und harmonischen Beziehungen, auf denen alles Sein beruht. Der Betrachter erkennt, dass diese die universelle Sprache der Schöpfung sind. Durch das Studium dieser Sprache erkennen wir die kosmischen Gesetzmäßigkeiten und erfassen die Einheit allen Lebens als lebendige Erfahrung. Unsere rechte Gehirnhälfte, der Sitz von Ratio und Logik verbindet sich mit unserer linken Gehirnhälfte, dem Sitz unserer Inspiration und Intuition. Reichen sich Mathematik und Metaphysik die Hand, erkennen wir, dass wir der Kosmos sind. Um es mit Friedrich Nietzsche zu sagen: „Solange man die Sterne als etwas über einem betrachtet, fehlt einem immer noch ein Standpunkt des Wissens.“
Unsere Vorfahren haben sich schon seit langer Zeit mit dieser mystischen Wissenschaft beschäftigt und ihre Erkenntnisse genutzt. Dies zeigen sowohl Bauwerke wie die Pyramiden in Ägypten oder Tempelanlagen in Burma, als auch Kunstwerke großer Meister wie dem chinesischen Maler Hokusai oder Leonardi Da Vinci.
Vertiefen wir uns in die Heilige Geometrie, begeben wir uns auf einen spirituellen Pfad. Wie andere spirituelle Pfade, beschert er uns Herausforderungen und Geschenke. Eines der wundervollen Geschenke dieses Pfades ist die Erinnerung, dass wir Teil einer lebendigen, miteinander verwobenen, intelligenten und zutiefst mitfühlenden Schöpfung sind. Wir beginnen uns aus der verwirrenden Fragmentierung unseres Seins zu lösen und das vergessene Geflecht von Einheit und universeller Liebe neu zu weben.
Dass dieser Pfad nicht ein rein geistiger ist, sondern einen sehr praktischen Bezug zum täglichen Leben hat, möchte ich in den nächsten Beiträgen zeigen.