Was haben klettern und Zen-Meditation gemeinsam?

Seit vielen Jahren meditiere ich und ebenso vielen Jahre bin ich als Kletterer in steilen Bergwänden unterwegs.

Eines was klettern und meditieren verbindet ist Achtsamkeit. Beim Zen ist geht es darum im Moment zu sein. Sein Bewußtsein auf den jetzigen Moment zu richten.

Es gibt kein Gestern, es gibt kein Morgen, es gibt nur das Heute.

Das ist auch beim klettern so. Du kannst gestern eine 8 geklettert sein, das ist in diesem Moment nicht von Bedeutung. Jetzt geht es nur darum, diesen Griff jetzt zu halten, jetzt im Gleichgewicht zu sein, jetzt gut zu stehen, jetzt ruhig zu atmen, jetzt ganz konzentriert zu sein.

Heute beim Klettern ist mir aufgefallen, dass sich viel verändert wenn ich beim Klettern auf meinen Atem achte.

Zen-Klettern-Meditation

Zen-Klettern-Meditation

Beim meditieren ist es auch so, ich sitze ganz ruhig da und beobachte meinen Atem. Hoppla, plötzlich taucht ein Gedanke auf, …. ah ja meinen Atem wollte ich beobachten. Also einatmen und ausatmen. Wo kann ich meinen Atem spüren? Mein Bauch bewegt sich, meine Brust bewegt sich, ich spüre wie die Luft durch meine Nasenlöcher streicht…

Wieder zurück zum Klettern, bevor ich ich eine Route einsteige, sei es eine Sportkletterroute, in der Halle, oder ein Klettertour in den Bergen, es kommen Zweifel und Angst. Gedanken wie Angst vor Verletzung, werde ich es schaffen, wie soll ich da hochkommen u.v.a. ziehen durch den Kopf…
Ich beobachte das, aber verändere nichts, es ist ok Angst zu haben und zu zweifeln. Ich verurteile und kritisiere mich nicht dafür. Ich konzentriere mich auf meinen Körper. Wie fühlen sich meine Hände und meine Füße an. Heiß oder kalt, locker oder verspannt. Dann konzentriere ich mich auf meinen Atem. Wie hebt sich meine Brust, meine Schultern, mein Bauch beim Einatmen? Wie bewegt sich mein Körper beim Ausatmen? Ich verändere nichts und ich beurteile nichts, es ist alles in Ordnung so wie es ist!

Dann steige ich los. Und ich bleibe beim beobachten. Es ist ein Wunder wie mein Körper das macht. An kleinen Griffen hält er sich fest, seine ganze Kraft schickt er in die Finger, der Atem wird tief und schnell, alles in meinem Körper ist auf die Überwindung der Schwerkraft ausgerichtet. Plötzlich durchzuckt mich ein Geanke: „Was ist wenn ich jetzt falle“ …und schon falle ich ins Seil. Und ich falle zurück in die Welt der Zweifel und Ängste. Da hänge ich nun. und denke irgendwelchen Blödsinn. Ich beobachte meine Gedanken und komme zurück zum Atmen. Einatmen, Ausatmen…

Neuer Anlauf, den Körper wieder klettern lassen, wieder beobachten wie er das macht, ein herrliches Gefühl…es gibt nur das JETZT. Ich bin glücklich.

Das ist das ZEN des Kletterns.

Es ist nicht wichtig, wie schwer ein Kletterroute ist, wie schnell Du Sie durchkletterst, wie wenige Haken Du vorfindest. Es ist nur wichtig wie achtsam Du beim klettern bist! Mit der Achtsamkeit öffnet sich ein neue Dimension nicht nur beim Klettern.

herzliche Grüße

Karl